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14.10.2010

Los! Bewegung! Über Move, Kinect und Motion Plus



Bewegung



Einleitung

Vor vier Jahren hatten viele Marktexperten und Analysten die Firma Nintendo praktisch schon abgeschrieben. Der Vorläufer der Wii, der Gamecube, hatte vergleichsweise mässigen Erfolg gehabt. Auch bei Testvorführungen erkannte kaum einer der sogenannten Experten das Potential der neuen Wii Bewegungssteuerung. Dann brachte Nintendo die Wii im Dezember 2006 auf den Markt, der Rest ist Videospielgeschichte.

Dieser Erfolg schreckte die Konkurrenz auf. Microsoft hatte sowieso arge Probleme mit der Xbox360, fast jede zweite Konsole gab nach ein paar Monaten den Geist auf, und Sony, in der vorherigen Konsolengeneration mit der Playstation 2 ganz obenauf, brachte die Playstation 3 zu einem völlig überhöhten Preis auf den Markt und das erst ein Jahr nach der Xbox360, aber fast gleichzeitig mit der Wii. Bis heute ist die Playstation 3 die am schlechtesten verkaufte Konsole dieses Trios, die Wii verkaufte sich weltweit in etwa so gut wie beide Konkurrenten zusammen. Microsoft und Sony reagierten entsetzt und, wie es bei solchen Riesenkonzernen nun mal so ist, nur träge. Erst Ende 2010 schafften sie es ihre eigenen Bewegungssteuerungsysteme auf den Markt zu bringen.

Sony dachte sich offensichtlich, das kopieren besser ist als schlecht selbst gemacht und wer sich das "Move"-genannte System ansieht hat wohl das eine oder andere Deja vu-Erlebnis. Microsoft wagte auch keinen großen Sprung und setzte mit "Kinect" auf eine andere althergebrachte Technik.

Sonys Move
Move

Sony kopierte mit Move recht frech die Wii Steuerung, doch statt der Sensorleiste wurde auf eine Eyetoy-Kamera gesetzt, was einige Vorteile aber auch arge Probleme mit sich bringt. Ein komplettes Move-Paket besteht aus einer Eyetoy-Kamera, dem Move-Motion-Controller (also einer Wiimote Kopie) und dem Move-Navigation-Controller (eine Kopie des Wii-Nunchuks). So wird das Paket aber nirgendwo verkauft. Das erhältliche Move-Starter-Paket beinhaltet nur die Kamera und den Motion Controller. Den Navigation-Controller kann man nur extra zu kaufen.

Der Motion-Controller reagiert in etwa so präzise wie die Wiimote mit Motion Plus. Die Kamera ermöglicht es zusätzlich die Position des Spielers vor dem Bildschirm zu erfassen. Es ist beeindruckend wenn man z.B. bei einem virtuellen Tischtennisspiel die Position vor dem Spieltisch ändern kann indem man sich vor dem Bildschirm bewegt. Das auffälligste am Move-Controller ist die Leuchtkugel an der sich die Kamera orientiert.

Hier beginnen auch schon die Schwierigkeiten des Systems. Diese leuchtende Kugel nervt, besonders wenn der Raum etwas dunkler ist. Es dürfen keine bunten Bilder oder andere farbige Objekte oder gar Lichtquellen im Blickfeld der Kamera sein, sonst hat diese Schwierigkeiten bei der Erfassung des Controllers. Zudem muss ein Mindestabstand von mindestens 2.5 Metern zum Fernseher eingehalten werden. Technisch bedingt hat Move ein merkbares "Lag", d.h. eine Verzögerung bei der Erfassung der Daten. Schließlich müssen der Datenstrom der Kamera und die Funksignale des Controllers erstmal von der Konsole verarbeitet werden, das ist in Realzeit leider nicht möglich. Zudem muss das System oft neu kalibriert werden, damit die Kamera die Leuchtkugel korrekt erkennt.

Microsofts Kinect
Kinect

Microsoft kopiert auch. Aber nicht von Nintendo sondern von Sony. Mit dem Eyetoy hatte Sony einst schon für die Playstation 2 ein System für die Erkennung des Spielers vor dem Bildschirm entwickelt, doch war Eyetoy wegen der Ungenauigkeit der Technik nur für einfache Hampelspiele zu gebrauchen. Mit Kinect stellte Microsoft nun praktisch das Eyetoy 2 vor, das System funktioniert völlig ohne zusätzlichen Controller. Auch hier beeindruckt die Technik zunächst. Die Position des Spielers vor dem Bildschirm wird genauer erfasst als bei Move und durch eine Infrarottechnik soll das System auch in etwas dämmrigen Räumen funktionieren. Zusätzlich gibt es eine Spracherkennung.

Aber auch hier stellt sich schnell die Ernüchterung ein. Es ist eine sehr deutlich spürbare Verzögerung bei der Erfassung der Bewegungen merkbar. Deswegen benutzen viele der Spiele die Bewegung nur als "Knopfersatz", wie beim alten Wii Sports vor 4 Jahren hat es bei vielen Kinect-Spielen keine Auswirkung wie schnell oder präzise die Bewegung ausgeführt wird. Das ist auch kaum möglich, den Kinect ist ein System für große Gesten. Kleine Bewegungen oder Drehungen des Handgelenks oder die Wucht einer Bewegungen kann Kinect gar nicht erfassen. Auch für Kinect benötigt man viel Platz vor dem Bildschirm, ein Mindestabstand von zwei Metern muss eingehalten werden, grössere Menschen (über 1.80m) sollten sogar einen weitaus höheren Abstand einplanen. Kinect kann zwar theoretisch mehrere Spieler gleichzeitig erfassen, aber schon bei zwei Spielern halbiert sich die Genauigkeit der Bewegungserkennung und arbeitet dann nur noch sehr grob.

Probleme gibt es auch wenn im Hintergrund Personen oder Haustiere durch das Bild tapsen oder die Lichtbedingungen nicht ideal sind. Zudem ist Kinect kein System für Schotten: Sobald der Spieler bzw. die Spielerin einen Rock trägt der die Beine ein wenig verdeckt funktioniert die Kalibrierung nicht. Auch Spieler mit ungewöhnlichen Körpermaßen die etwas stärker vom Durchschnitt abweichen haben Probleme mit Kinect und umgekehrt. Die Spracherkennnung funktioniert nur in englisch und, man kennt es von PC-Spracherkennungssoftware, eher leidlich. Auch Kinect muss oft neu kalibriert werden.

Erwähnenswert ist der Umstand das Microsoft Kinect mit einem bislang nie gekannten Werbeaufwand puscht, mehr als eine halbe Milliarde Dollar sollen sicherstellen, dass die Kunden zugreifen, unabhängig von den Meinungen der Kritiker. Das treibt seltsame Blüten: So mancher Test von Kinect im Fernsehen und Zeitschriften, ist mehr oder weniger versteckt, gut bezahlte Werbung für das Microsoft-System.

Nintendos Wii Steuerung und Motion Plus
Wii

Als die Wii 2006 der Öffentlichkeit präsentiert wurde stellte sich bei so manchem Spieler bald Ernüchterung ein. Statt beim Tennispiel die genaue Armposition des Spielers zu erfassen diente die Bewegung oftmals nur als "Trigger" als Auslöseeffekt für eine vorher definierte Aktion. Mit Motion Plus stellte Nintendo Mitte 2009 eine Erweiterung der Wiimote vor die eine viel genauere Bewegungserkennung möglich machte. Das Steckmodul wird einfach unten an der Wiimote befestigt, leider profitieren nur speziell angepasste Spiele davon, aber dann ist das Ergebnis beeindruckend und arbeitet zudem praktisch verzögerungsfrei. Auch die Zeigersteuerung funktioniert seit jeher präzise und verzögerungsfrei.

Die Schattenseiten sind klar: Es ist mit diesem System nicht möglich die Position des Spielers vor dem Fernseher zu bestimmen, aber der Abstand (wenn man die Wiimote auf den Fernseher richtet) und die Haltung/Drehung der Wiimote kann erfasst werden. Zudem muss auch Motion Plus immer mal wieder neu kalibriert werden. Anfang November 2010 wird mit Wii Remote Plus eine Wiimote erscheinen in der Motion Plus bereits eingebaut ist.

Erwähnenswert ist auch das Wii Balance-Board, eine Art Superwaage, die selbst kleinste Positionsveränderungen des darauf stehenden Spielers exakt erkennt und in vielen Fitness-, Party- und Sportspielen genutzt wird. Es gibt auch noch andere Zusatzsysteme für die Wii, diese stammen allerdings nicht von Nintendo, z.B. liegt dem Fitness-Spiel Your Shape ebenfalls eine Kamera bei. Wobei übrigens auch hier die Erkennung, wie bei den Kamerasystemen von Microsoft und Sony, nur unzureichend funktioniert.

Übersicht Pro und Contra:

Xbox 360 mit Kinect:
+Erkennt Position des Spielers vor dem Bildschirm-Deutlich merkbare Verzögerung bei der Bewegungserkennung
+Völlig ohne Controller spielbar-Bei vielen Spielegenres ungewohnt und unangenehm wenn man "Nichts" in der Hand hält
+Mehrspielerpartien ohne zusätzliche Kosten ...-... aber stark verminderter Genauigkeit und maximal zwei Spieler gleichzeitig
+Spracherkennung ...-... die nicht gut funktioniert
+Relativ schnelle Kalibrierung-Muss hin und wieder neu kalibriert werden
+"Kameraspäße" wie Integration des Spielerbilds möglich-Erkennt nur große Gesten, kleine Bewegungen werden nicht erkannt
 -Bei Mehrspielerpartien gerät man leicht aus dem Blickwinkel der Kamera
 -Arme und Beine müssen gut sichtbar sein (keine Röcke o.ä. erlaubt)
 -Relativ hohe Fehleranfälligkeit


Playstation 3 mit Move
+Erkennt Position des Spielers vor dem Bildschirm-Kann leicht durch bunte Kleidung, Bilder, Lichtquellen u.ä. den Spieler "verlieren"
+Genaue und relativ schnelle Bewegungserfassung ...-.. aber trotzdem merkbare Verzögerung bei der Bewegungserkennung
+"Kameraspäße" wie Integration des Spielerbilds möglich-Akku fest eingebaut
 -Muss hin und wieder neu kalibriert werden
 -Aufwendige Kalibrierungsprozedur
 -Bei Mehrspielerpartien gerät man leicht aus dem Blickwinkel der Kamera


Wii mit Motion Plus
+Schnelle und genaue Bewegungserfassung ...-... aber keine Positionserfassung des Spielers
+Präzise Zeigersteuerung ...- ... die durch grelles Sonnenlicht und andere starke Infrarotquellen gestört werden kann
+Schnelle Kalibrierung (nur für Motion Plus erforderlich)-Muss hin und wieder neu kalibriert werden (nur Motion Plus)
+Grosse Auswahl an Bewegungsspielen 


Fazit

Kinect und Move punkten mit der Erfassung des Spielers vor dem Bildschirm, was die Bewegungssteuerung in einigen Spielen auf ein neues Level heben könnte. Allerdings haben beide System deutlich merkbare Probleme die Bewegungen durchgehend in Realzeit zu erfassen, reagieren deshalb oftmals nur mit Verzögerung und sind störanfällig. Beide Systeme brauchen viel Platz vor dem Fernseher, ein Unding, da PS3 und Xbox360 ja im Gegensatz zur Wii meistens nicht im Wohnzimmer sondern in Kinder- und Jugendzimmern stehen und selbst in vielen Wohnzimmern müsste dafür wohl umgeräumt werden. Move ist im Prinzip eine Wii-Steuerungskopie mit einigen deutlichen Vor- aber auch deutlichen Nachteilen. Kinect ist nur für Spiele geeignet bei denen es nicht auf Präzision und Schnelligkeit ankommt.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Spieleauswahl. Für die Wii gibt es schon viele Spiele die die Bewegungssteuerung nutzen. Wie die Spielezukunft von Kinect und Move aussieht hängt stark davon ab wie gut sich diese neuen Systeme verkaufen. Die Wii Sports (Resort) Kopien von Microsoft und Sony sind zwar eine Verbeugung vor dem großen Vorbild, aber reichen nicht an das Original heran. Der durchschnittliche Preis der Wii Spiele liegt bei etwa 40 Euro und es gibt schon viele gute ältere "Bewegungsspiele" die mittlerweile sehr günstig zu haben sind. Welches Preisniveau Move und Kinect-Spiele zukünftig haben werden bleibt abzuwarten.

Move und vor allem Kinect sind eher für anspruchslose Partyspiele geeignet, ähnlich wie Sonys Eyetoy schon im Jahre 2003. Kinect fehlt für anspruchsvollere Spiele eine Steuerungsmöglichkeit. Die gibt es zwar bei Move, doch der Move-Navigation-Controller kann nur extra erworben werden und wird deshalb, das ist jetzt schon abzusehen, kaum in Spielen genutzt werden. Für schnelle Actionspiele reagieren beide Systeme nicht präzise genug. Die Wii-Steuerung reagiert dagegen selbst bei schnellen Ballerspielen präzise und schnell.

Eine Revolution wie die Wii 2006 bietet keines der neuen Systemen. Die Bewegungserkennung der Wii wurde 2009 mit Motion Plus deutlich verbessert, die Konkurrenz bietet Ende 2010 nun ähnliches an, erfasst die Bewegungen aber nicht präziser sondern nur anders. Schlußlicht ist eindeutig Kinect, das zunächst aufgrund des anderen Konzepts Interesse weckt, aber dann fast auf ganzer Linie enttäuscht. Die nächste Konsolengeneration wird 2012 starten und dann werden alle Konsolenhersteller vermutlich neue und vielleicht auch revolutionäre Konzepte vorstellen.

Perfekt ist keines der System, aber die Wii macht immerhin das Gut, was sie können soll. Move und Kinect nutzen eine andere Technik, die fehleranfälliger ist. Wer schon eine Wii besitzt kann auf Move und Kinect also verzichten. Wer eine PS3 oder Xbox360 sein eigen nennt kann gegenüber einem kompletten Wii-Paket etwas sparen wenn er sich nur Move oder Kinect zulegen muss. Die Vorteile der Wii sind aber unübersehbar.

Preise der Startpakete (Stand: 24.10.2010)

Wii
ca. 190 Euro - Wii Paket mit Wii Konsole + Wiimote + Nunchuk + Motion Plus + Spiele (Wii Sports + Wii Sports Resort). Eine Übersicht über alle aktuellen Wii Pakete gibt es hier: Wii kaufen!

Move
ca. 299 Euro - Playstation 3 + Gamepad
+ ca. 79 Euro - Move Starterpaket mit Kamera und Motion Controller
+ ca. 29 Euro - Navigation Controller
= ca. 407 Euro

Kinect
ca. 250 Euro - Xbox360 + Gamepad
+ ca. 149 Euro - Kinect Kamera + Spiel (Kinect Adventures)
= ca. 399 Euro

Für ca. 90 Euro weniger kann man auch das Kinect Bundle (Xbox360 ohne Festplatte + 4GB Speicherkarte + Kinect) kaufen. Allerdings bietet eine Festplatte erhebliche Vorteile und diese später nachzukaufen wird im Endeffekt teurer.

Preise für zusätzliche Bewegungs-Controller

Wii
ca. 50 Euro - Wii Remote Plus (Wiimote in der Motion Plus bereits unsichtbar eingebaut ist)
ca. 15 Euro - Motion Plus Modul (um ältere Wiimotes mit Motion Plus nachzurüsten)
ca. 15 Euro - Nunchuk
ca. 80 Euro - Balance-Board (etwas vergleichbares gibt es für Move und Kinect nicht) + Spiel (Wii Fit Plus)

Move
ca. 40 Euro - Motion Controller
ca. 29 Euro - Navigation Controller

Kinect
Entfällt, da Kinect, zumindestens theoretisch, mehrere Spieler gleichzeitig erfassen kann. Praktisch sind aber mehr als zwei Spieler (mit halbierter Genauigkeit) nicht möglich.


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