10.10.2011
Die Zukunft des Nintendo 3DS

Kein Klempner macht mehr Geld
1. BestandsaufnahmeIm März 2011 brachte Nintendo das neue Spielehandheld 3DS auf den Markt. Dieses bietet deutlich bessere Grafik und mehr Steuerungsmöglichkeiten als der Vorgänger Nintendo DS und als Sahnehäubchen einen brillenfreien 3D-Bildschirm.
Die Verkaufszahlen der ersten Wochen waren hoch, doch sackten in den folgenden Monaten relativ schnell ab. Zudem waren neue Spiele, vor allem aus den bekannten Serien, lange Zeit Mangelware.
Im Juli 2011 senkte Nintendo den empfohlenen Verkaufspreis des 3DS, von 250 Euro auf ca. 160 Euro. Es war das erste Mal in der Geschichte von Nintendo das der Preis einer neuen Konsole so schnell und drastisch gesenkt wurde.
Zudem wurde ein etwas klobig wirkendes Zusatzteil angekündigt, das man an den 3DS ansteckt und das dann ein zweites Slidepad zur Verfügung stellt.
Vermutlich im 2. Quartal 2012 wird Sony mit der sogenannten "Vita" den Nachfolger des PSP-Handhelds in das Rennen um die Spielergunst schicken. Das Gerät wird je nach Modell 250-300 Euro kosten.
Derweil erklären einige Analysten Handhelds für "tot", da die Leute sowieso nur noch mit Smartphones und Tablets spielen würden.
2. Aktuelle SituationDie Preissenkung war zwar drastisch wird aber dadurch relativiert das der 3DS zu keiner Zeit ohne Beigaben 250 Euro gekostet hat. Am Anfang erhielt man ihn zwar nur für 250 Euro aber das bei fast allen Händlern zusammen mit einem Spiel, je nach Händler durfte man sich das Spiel selber aussuchen oder es wurde vorausgewählt. Nach dem Verkaufsstart erhielt man ihn ohne zusätzliches Spiel, von den eingebauten mal abgesehen, für ca. 200 Euro.
Seit der Preissenkung hält sich der 3DS beständig an der Spitze der weltweiten Konsolencharts. In den nächsten Monaten erscheinen zudem mehrere sogenannte "Systemseller", d.h. Spiele die aller Erfahrung nach viele Leute dazu bringen werden sich einen 3DS zu kaufen: u.a.
Super Mario Land,
Tales of the Abyss,
Mario Kart 7,
Luigis Mansion,
Metal Gear Solid,
Resident Evil Revelations.
Das Slidepad-Addon ist optional. Es ist eine Möglichkeit für Spieler die unbedingt einen zweites Slidepad wünschen und mit einer Touchpadsteuerung nicht klarkommen. Es wurden zwar schon viele Spiele angekündigt die das zweite Slidepad unterstützen, aber diese sind ausnahmslos auch ohne das Addon spielbar.
3. Konkurrent: Sony VitaFür den zukünftigen Erfolg des 3DS ist aber nicht die Konkurrenz durch Smartphones relevant, denn die Apple- und Android-App-Stores bieten sowieso fast nur billig produzierte Pausenfüllerspielchen, die es nicht mit den aufwendigeren 3DS-Spielen aufnehmen können. Relevanter ist die direkte Konkurrenz durch Sonys Vita. Fraglich ist allerdings ob Sonys neues Handheld tatsächlich ein nennenswerter Konkurrent im geschrumpften Spielehandheldmarkt sein kann. Zuviele Faktoren sprechen gegen einen Erfolg der Vita:
- Der Preis: Nicht viele Spieler sind bereit für ein Handheld 250 Euro oder mehr auszugeben, das zeigte schon das Beispiel des 3DS. Auch wenn die Vita mehr Rechenpower bietet (allerdings ohne ein besonderes Feature wie den 3D-Bildschirm des 3DS) dürfte der hohe Preis viele Spieler abschrecken. Für Preissenkungen hat Sony allerdings keinen Spielraum, ohne hohe Verluste in Kauf zu nehmen. Der Sinn der nochmal 50 Euro teureren 3G-Variante erschliesst sich zudem nicht, denn Mehrspielerpartien oder gar Telefonate werden damit nicht möglich sein.
- Teure Speicherkarten: Für Spielspeicherstände, Downloads, Bilder und Musikdateien müssen zusätzliche Speicherkarten gekauft werden. Im Gegensatz zum 3DS der mit normalen SD-Karten erweitert werden kann und zudem mit einer 2GB-SD-Karte geliefert wird, muss man für Vita "spezielle" sehr teure (dreifacher Preis gegenüber normalen SD-Karten) Memory-Cards kaufen, die mit keinem anderen Gerät benutzt werden können.
- Akkulaufzeit: Sony gibt zwar optimistisch eine Akkulaufzeit von 3-5 Stunden an, die tatsächliche mögliche Spielzeit dürfte aber eher zur niedrigeren Zahl tendieren, vor allem wenn man den Bildschirm auf eine vernünftige Helligkeit einstellt. Deswegen will Sony ein Akkupack anbieten, das die Spielzeit um gut 6 Stunden erhöht, aber extra bezahlt werden muss.
- Spielepreise: Aus Japan sind schon einige Spielepreise bekannt und die liegen deutlich über denen vom 3DS und in etwa gleichauf mit denen der PS3. Gleichwohl hat Sony noch keine offiziellen Spielepreise für Europa genannt.
- Spielezukunft: Sony protzt zwar mit über hundert Spieleankündigungen, doch die meisten davon sind nur kleine Spielchen für den Downloadshop, andere sind bislang nur Lippenbekenntnisse der Publisher, die vielleicht irgendwann erscheinen werden, falls die Verkaufszahlen der Vita den Aufwand rechtfertigen. Tatsächlich halten sich die Publisher auffallend zurück was konkrete Ankündigungen für die Vita angeht. Selbst die Monster-Hunter-Serie, die quasi im Alleingang die PSP in Japan zum Erfolg gemacht hat, wird zukünftig für den 3DS erscheinen.
- Wenige "Systemseller": Während der 3DS mit den Nintendo-Serien um Mario, Layton, Zelda & Co. Spiele bietet, die bereits bewiesen haben, dass sie auch auf einem Handheld Millionen von Spielern anziehen und auch andere Publisher in den nächsten Monaten mit neuen 3DS-Titeln aus bekannten Spielenserien auftreten, hat die Vita in dieser Hinsicht nicht viel zu bieten. Gleich zu Beginn schickt Sony klugerweise mit einem Uncharted-Spiel das größte hauseigene Franchise ins Rennen aber die anderen Publisher halten sich eher bedeckt. Ob viele Uncharted-Fans davon zu überzeugen sind die vor allem durch Grafik- und Soundeffekte auftrumpfende Spielereihe auch auf einem Minibildschirm anzunehmen, bleibt abzuwarten.
- Geschrumpfter Markt: Schon der PSP waren weltweit, ausser in Japan, nur relativ geringe Verkaufszahlen beschieden. Ob im durch Smartphones und Tablet-PCs angenagten Handheldmarkt überhaupt noch Platz für eine weiteres Spielehandheld neben dem 3DS ist, bleibt fraglich.
- Verpasstes Weihnachtsgeschäft: Die Vita wird in den USA und Europa nicht wie geplant im Dezember 2011 sondern erst Ende Februar 2012 erscheinen, verpasst das wichtige Weihnachtsgeschäft und wird damit über lange Monate nur eine relativ kleine Käuferbasis mit ungewisser Zukunft bieten. Als Publisher muss man daher sehr wagemutig sein um Spieleentwicklungen für die Vita zu planen. Der Markt des 3DS wächst dagegen momentan stetig und ist mittlerweile eine relativ sichere Angelegenheit.

3. Fazit: Die Zukunft des 3DS ist rosig?Sicher wird es irgendwann mal einen rosafarbenen 3DS geben, aber auch ohne Schönfärberei kann man mit Fug und Recht behaupten das der 3DS nach den Startschwierigkeiten nun eine gesicherte und spielereiche Zukunft vor sich hat.
Ein Grund, wenn auch nicht entscheidend, für die guten Zukunftaussichten ist der Umstand, das Sonys Vita höchstwahrscheinlich kein Erfolg beschieden sein wird. Hier scheint sich die Geschichte zu wiederholen: Als 2004 der Nintendo DS und die PSP auf den Markt kamen, war die PSP technisch leistungsfähiger, konnte sich aber aufgrund des hohen Preises und mangelnder Spieleunterstützung nie am (westlichen) Markt durchsetzen.
Im nun kleiner gewordenen Handheldmarkt hat die Vita offensichtlich noch weniger Chancen. Selbst als technisches Gadget, wie die PSP damals, langt die Vita nicht, diese Marktnische besetzen heutzutage Smartphones und Tablet-PCs die mit eindrucksvollerer Hardware protzen. Zudem sorgen die hohen Folgekosten durch teure Memorykarten, hohe Spielepreise und Akku-Zusatzpack selbst bei eingefleischten PSP-Fans für Verärgerung. Der grafische Unterschied zwischen 3DS und Vita ist zudem längst nicht so deutlich wie bei den Vorgängern.
Die unwahrscheinliche Möglichkeit das die Vita tatsächlich ein großer Erfolg wird und den Vorgänger und vielleicht sogar den 3DS in den Verkaufszahlen schlägt braucht hier wohl nicht beleuchtet zu werden. Zu wünschen wäre aber das die Vita kein völliger Flop wird, denn Konkurrenz belebt das Geschäft und sorgt oftmals für Preiskriege.
Quellen:1up.combit-tech.netvgchartz.com