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20.10.2016

Die Wii U: Ein gelungener Misserfolg.



Heute wurde der Wii U Nachfolger vorgestellt, der im März 2016 erscheinen wird. Zeit für einen Rückblick auf die Geschichte von Nintendos Wii U.


Die erste offizielle Präsentation der Wii U auf der E3 2011.

Die Gerüchteküche um den Nachfolger der Wii, die als erfolgreichste Videospielkonsole in die Geschichte einging, brodelte schon lange. Im Juni 2011 wurde die Wii U erstmals offiziell vorgestellt und zwar auf der international grössten Videospielemesse E3. Schon zu diesem Zeitpunkt lief einiges schief. Gezeigt wurde hauptsächlich der neue Controller, so dass selbst anwesende Fachleute kurzzeitig nicht ganz sicher waren, ob die Nintendo Repräsentanten auf der Bühne nun eine neue Konsole vorstellten oder nur ein neues Steuerungsgerät für die alte Wii.

Die weniger versierte anwesende Presse, verstand das ganze noch weniger, so wurden später in manchen Mainstream-Medien tatsächlich nur von einem neuen Controller für die Wii gesprochen. Zudem wurden bei diesem Event das Augenmerk hautpsächlich auf Spiele gerichtet die vor allem auf die Gelegenheitsspieler abzielen. Nintendoland ist ein tolles Familienspiel, das auch von Zelda, Mario, Metroid oder Xenoblade-Fans gerne gespielt wird, aber das Fehlen dieser Franchises bei der Präsentation stimmte so manchen Fan missmutig. Stattdessen wurde ein neues exklusives Lego-Spiel gezeigt. Das sich Lego City: Undercover dann später als echtes Top-Spiel heraustellen würde, das sich deutlich von den bisherigen Lego-Spielen abhob, konnte damals noch niemand ahnen.

Von Anfang gab es also Probleme mit der Wii U, aber als Hauptproblem stellte sich später die herausragendste Eigenschaft der neuen Konsole heraus: Das Gamepad. Von Konzept her war es originell und interessant und seit 2012 haben dutzende Spiele bewiesen, dass es massgeblich zu einem besseren Spielerlebnis beitragen kann. Selbst wenn das Wii U Gamepad im simpelsten Fall nur als Kartenbildschirm benutzt wird wie z.B. in Assassins Creed 3 möchte man dieses Stück Bequemlichkeit nicht mehr missen. In Spielen wir Nintendo Land oder ZombiU oder selbst dem Zelda-Remake Wind Waker trägt es entscheidend zum Spielspass bei. Bei manchen Spielen nervte die eher erzwungene wirkende Einbindung des Gamepad aber auch, z.B. bei Star Fox Zero.


Super Mario Bros Launch-Trailer

Der potentielle Mehrwert für viele Spiele war aber nicht Nintendos einzige Intention bei der Entwicklung des Wii U Gamepads. Während Nintendo zwischen 2006 und 2010 die neue Konsole konzipierte war eine der Hauptfunktionen des Gamepad als Begleiter im Haushalt gedacht, zum Surfen, Spielen, Video-Chat usw. Das dann 2010 die ersten Tablets erschienen und bis zur Veröffentlichung der Wii U viele Haushalte schon ein grosses Android-Tablet oder Apple iPad besitzen würden, hatte sie nicht vorausgesehen. So wirkte das im Vergleich klobige Gamepad 2012 dann längst nicht so attraktiv wie Nintendo geplant hatte. Somit hatte Nintendo ein grosses Problem: Das Gamepad war in der Produktion vergleichsweise teuer und stellte trotzdem für viele potentielle Käufer keinen so grossen Mehrwert da wie erhofft, denn ein Tablet hatten viele sowieso schon zu Hause.

Während normale Controller und selbst der Wii-Controller nur wenige Dollar in der Herstellung kosten werden die Produktionskosten des Gamepad im Bereich zwischen 50 und 70 Dollar angesiedelt. Daher musste an der Hardware der Wii U gespart werden, um den Preis nicht zu sehr in die Höhe zu treiben. Im Vergleich zu den neuen Konsolen von Sony und Microsoft, der Playstation 4 und der XBox One, die ein Jahr später erschienen, war die Wii U merklich schwächer. Das wiederum machte es Entwicklern schwer ihre Spiele auf die Wii U zu portieren. Zudem war die von Nintendo gelieferte Entwicklungsumgebung für die Wii U anfangs noch sehr fehlerbehaftet, der gravierendste "Bug" in den ersten Versionen führte sogar dazu, das manchmal nur zwei der drei Rechenkerne der Wii U CPU genutzt wurden.


Erst spät zeigte die Wii U mit Spielen wie Xenoblade Chronicles X welches grafische Potential sie hat.

Die ersten Portierungen bekannter Spiele hatten daher grafisch wenig Neues zu bieten, selbst im Vergleich zu älteren Konsolen wie der Xbox360 und Playstation 3, deshalb waren der einzige Kaufanreiz "nur" die Nintendo Exklusivspiele. Das als "Launch-Spiel" dann ausgerechnet New Super Mario Bros U erschien, sorgte selbst bei Nintendo-Fans eher für ein Gähnen. So gut und ideenreich Bros U auch war, mit 2D Jump&Runs war man bei der Wii schon überschüttet worden und relativ kurz zuvor hatte es auf dem 3DS schon ein neues 2D-Mario gegeben. Die Begeisterung hielt sich daher in Grenzen.

Die Veröffentlichung der Wii U im November 2012 stand somit von Anfang an unter keinem guten Stern. Potentiellen Umsteigern von XBox360 und PS3 hatten die Wii U grafisch zunächst kaum mehr zu bieten. Viele Wii Käufer waren noch Jahre später verwirrt und wunderten sich warum sie "für einen neuen Wii Controller" 300€ bezahlen sollen und selbst viele Nintendo-Fans warteten erstmal ab, was da noch kommen möge. So schloss sich der Teufelskreis: Relativ niedrige Hardwareverkäufe führten zu niedrigen Softwareverkäufen, niedrige Softwareverkäufe führten zu sinkendem Interesse bei den Spieleproduzentenam Wii U Markt. Weniger neue Spiele führten zu weiter sinkenden Interesse bei den Spielern.

Nintendo mühte sich offensichtlich trotzdem nach Kräften die Wii U zu unterstützen. Sieht man sich die gesamte Spiele-Bibliothek der Wii U, kann man wahrlich nicht meckern. Viele der exklusiven Nintendo Spiele für die Wii U gelten systemübergreifend als die besten Spiele der letzten Jahre. Wie man es nicht machen sollten sah man praktisch zeitgleich bei Sony. Das neue Sony Handheld "Vita", als Konkurrenz zum erfolgreichen Nintendo 3DS gedacht, entpuppte sich schnell als Flop und schon nach kurzer Zeit stellte Sony sämtliche Unterstützung ein, was für viele Käufer der Vita eine herbe Enttäuschung war.


Bayonetta 2 Launch-Trailer

Nichtsdestotrotz war die Ausbeute an neuen Spielen für die Wii U bereits 2015 spärlich und 2016 versiegte die Quelle fast ganz. Offensichtlich hatte Nintendo manche Projekte schon auf die nächste Konsole verschoben, die zudem relativ früh, Mitte 2015, angekündigt wurde. So ergaben sich für viele Wii U Besitzer, je nachdem wie eng eingegrenzt ihr Spieleinteresse war, relativ lange Durstrecken zwischen den Neuerscheinungen. Im Gegensatz zum Beispiel zum erfolgreichen Nintendo 3DS, der stetig relativ vielfältigen Spielenachschub bekam.

Aus heutiger Sicht kann man sagen, dass die Wii U trotz allem viele Perlen zu bieten hat und und im Spiele-Lineup eine gute Vielfalt bietet. Vom wohl besten Multiplayershooter der letzten Jahre, dem süchtig machenden Splatoon, bis hin zum düsteren Horrospiel Priesterin des schwarzen Wassers. Ganz zu schweigen von solchen Kleinoden wie dem grafisch und spielerisch fantastischen Rätsel-Spiel Captain Toad Treasure Tracker oder dem Diamant unter den Action-Strategie-Spielen Pikmin 3. Selbst grafisch konnte die Konsole mit Spielen wie dem epischen Action-Rollenspiel Xenoblade Chronicles X oder dem "offenherzigen" Action-Spektakel Bayonetta 2 auftrumpfen.


Paper Mario Color Splash, Nintendos letztes exklusives Wii U Großprojekt.

Das witzige Abenteuerspiel Paper Mario Color Splash wird wohl für viele das letzte grosse Spiel für die Wii U. Nintendos bislang aufwendigstes und grösstes Spieleprojekt The Legend of Zelda: Breath of the Wild erscheint zwar noch nächstes Jahr auch für die Wii U, aber die meisten Spieler werden dann wohl auf dem Nachfolger in Links neues Abenteuer starten.


The Legend of Zelda: Breath of the Wild erscheint 2017 für die Wii U und deren Nachfolger.

Es entbehrt natürlich nicht einer gewissen Ironie, dass nach Nintendos grösstem Erfolg im Konsolenbereich dann finanziell gesehen der größte Flop folgte. Eine Firma die schon seit mehr als 125 Jahren besteht und grosse finanzielle Reserven hat, steckt allerdings einen Rückschlag wie die Wii U weg und als einer der wenigen treibenden und innovativen Kräfte bei Videospielen und -hardware wird Nintendo auch zukünftig für Überraschungen gut sein.

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