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10.05.2014

Mag Nintendo wirklich keine gleichgeschlechtliche Ehen?





1. Stille Post ... und mangelnde Japanisch-Kenntnisse

Ein bisschen Schmunzeln muss man da schon. In den letzten Wochen sah man auf manchen Webseiten News mit Überschriften wie "Nintendo ist gegen gleichgeschlechtliche Partnerschaften" oder "Nintendo gegen Homo-Ehe" oder "Nintendo will keine Homosexualität in seinen Games" oder "Nintendo bezeichnet gleichgeschlechtliche Beziehungen als seltsam".

Uiuiui, was hat es denn damit auf sich? Eigentlich nichts. Diese Meldungen haben keinen realen Hintergrund, ausser das ein Webnewsschreiberling (Reporter oder Journalist sollte man solche Leute nicht nennen) vom anderen abgeschrieben hat ohne die Hintergründe auch nur ansatzweise zu prüfen.

2. ... und mangelnde Japanisch-Kenntnisse

Also worum geht es? In Japan ist Ende 2013 das 3DS-Spiel Tomodachi Collection: New Life erschienen. Eine Art Lebenssimulation mit Miis im Stil von Animal Crossing die in Fernost sehr gute Verkaufszahlen hinlegte. Dann tauchten auf japanischen Webseiten Bilder auf die offensichtlich männliche Miis bei Hochzeiten im diesem Spiel zeigten, kurz darauf gab es Nachrichten das Nintendo das Spiel patchen will um Fehler zu beseitigen.

Einige übereifrige oder sensationsgeile News- und Blogsschreiberlinge schlossen daraus messerscharf das Nintendo gleichgeschlechtliche Partnerschaften aus dem Spiel herauspatchen will. In den Patchnotes des Spiels schrieb Nintendo dann angeblich etwas davon, dass "seltsame" Beziehungen durch den Patch beseitigt wurden. Leider verstanden manche "Journalisten" offensichtlich kein japanisch oder machten sich auch nur ansatzweise die Mühe die Hintergründe zu prüfen.

Es war nämlich alles ganz anders. Gleichgeschlechtliche Beziehungen waren in dem Spiel nie möglich. Die Bilder im Netz entstanden daraus, dass ein paar Fans weibliche Miis sehr "männlich" gestalteten und dann Bilder machten, daher wirkte es, als ob zwei männliche Miis heirateten. Das wurde in den japanischen Webseiten bzw. Foren, wo die Bilder erschienen sind auch erklärt ... aber auf japanisch. Ausserdem hatte das Spiel wirklich einen Fehler: Wenn Mii-Charaktere von der Wii Konsole in den 3DS importiert wurden und dann in Tomodachi Collection benutzt wurden, kamen deren Daten durcheinander. Dadurch wurden die Miis im Spiel zufällig immer wieder ausgetauscht und dadurch wurden z.B. verheiratete Miis dann plötzlich mit anderen Miis als gedacht verheiratet. Durch diesen Fehler kamen dann auch die Speicherstände durcheinander und die Spieler konnten ihren Fortschritt nicht mehr abspeichern.

Diese zufällig ausgetauschten Miis bezeichnet Nintendo in den Bug-Notizen auch nicht als "seltsame" Beziehungen, sondern als "veränderte" Beziehungen. Da aber westliche Schreiberlinge offensichtlich nur dazu fähig waren den Google-Übersetzer zu bemühen und die Begriffe im japanischen sich ähneln kam dann "seltsam" heraus. Es waren jedenfalls mitnichten gleichgeschlechtliche Beziehungen gemeint. Es war in Tomodachi Collection vor und nach dem Patch niemals möglich eine Homo-Ehe mit den Spielfiguren einzugehen.

Nintendo reagierte auf die Frage, ob bei einem westlichen Release des Spiels dann vielleicht wirklich gleichgeschlechtliche Beziehungen möglich seien eher zurückhaltend. "Diese Option sei im Spiel bislang nicht vorgesehen". Diese Zurückhaltung resultiert auch aus dem Umstand, dass in Japan solche Ehen bislang noch verboten sind. Allerdings werden in Japan gleichgeschlechtliche Ehen die im Ausland geschlossen wurden als Ehe anerkannt.


3. Unseriöse Berichterstattung

Was bleibt? Die Zurückhaltung Nintendos bezüglich etwas dass viele Menschen mittlerweile als normal ansehen kann man kritisieren. Reißerische Überschriften und konstruierte Meldungen muss man aber kritisieren. Selbst einigermaßen seriöse Webseiten wie die IT-Newsseite golem.de (die sich "Profi-News" auf die Fahnen geschrieben hat) hatten ungeprüft einfach diese Falschmeldungen woanders abgeschrieben, wie hunderte andere Webseiten weltweit ebenso. Nur ein Teil dieser Publikationen machte sich dann die Mühe ihre Berichterstattung nachträglich an die tatsächlichen Geschehnisse anzupassen. Damit man nicht völlig das Gesicht verliert wurde dann oftmals eher verzweifelt darauf abgezielt, das Nintendo sich angeblich weigert solche Ehen in dem harmlosen bunten Kinderspiel zu ermöglichen, obwohl das doch bei Sims (eine westliche eher realistische Lebenssimulation) auch möglich wäre.

Nintendo sah sich dann schließlich noch zu einer weiteren Erklärung genötigt und entschuldigte sich dafür das gleichgeschlechtliche Partnerschaften in Tomodachi Life nicht möglich seien. Das wäre während des Entwicklungsprozesses nicht vorgesehen gewesen und da das Spiel in Japan bereits erschienen sei und der baldige Release auch in der EU und den USA geplant sei, werden keine tiefgreifenden Änderungen mehr vorgenommen. Aber man verspreche einen weiteren Teil der Tomodachi-Reihe zu entwickeln und dessen Spielmechanik von Grund auf neu zu designen und offener zu gestalten.

Die verrückte Lebenssimulation wird also auch in Europa erscheinen und hier Tomodachi Life heissen. Wer allerdings zwei Männer oder zwei Frauen als Paar in dem Spiel vereinen möchte muss auf die Fortsetzung warten oder seine Spiele-Miis einfach entsprechend gestalten.

Quellen:
http://candycrushcopeland.tumblr.com/
golem.de
nintendo.com

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